Bürgerlicher Teil B - Von 1769 bis heute
Aufwendige Recherchen durch Utz Meseberg ergaben, dass der Osterburger Zweig neben der Harzer Linie eine zweite direkte Nachkommenschaft von der adeligen Familie von Meseberg ausweist. Der Stammvater dieses zweiten bürgerlichen Zweiges ist Johann Andreas Gottlieb Meseberg, geb. am 18. Juni 1769 in Luckenwalde, verstorben am 11. Juni 1835 in Trebbin. Sein Vater ist gem. der nachfolgend abgelichteten Geburtsurkunde und des Ausschlussverfahrens mutmaßlich Christoph Adolf von Meseberg, königlich preußischer Major in Luckenwalde, der laut der bislang hier bekannten Literaturhinweise nur zwei Töchter hinterlassen hatte.
Wer ist der Vater von Johan Andreas Gottlieb Meseberg?
1. Vorgeschichte
Die Abschrift des Trauscheins unserer Urururgroßmutter Sophie Charlotte Amalie Friederica von Kyckpusch, Geborene von Stein, die von der Deutsch Reformierten Gemeinde in Schwedt/Oder ausgefertigt wurde, verbirgt hinter dem nüchternen Beamtendeutsch eine Verbindung unserer Familie zu Friedrich dem Großen.
Er hat als der dazu befugte Souverain die Heirat unserer Urururgroßmutter mit seinem gutsituierten (wohlbestallten) Stallmeister einmal aufgerufen, dann ausdrücklich befohlen (expresser Befehl) und in seinem Schloss (seinem Hause) in Berlin vollziehen lassen.
Dieses Verhalten ist typisch für den Alten Fritz und deckt sich mit den vielen Anekdoten, die über ihn erzählt werden.
Elf Jahre nach dieser vom König befohlenen Heirat hatte Sophie von Kyckpusch einen unehelichen Sohn mit einem von Meseberg.
2. Namensgebung und Umgang mit unehelichen Kindern im 18. Jahrhundert
Uneheliche Kinder erhielten üblicherweise den Namen der Mutter und wurden auch von ihr großgezogen. Sie war allein erziehungsberechtigt. Der Name des Vaters wurde nicht übertragen; er wurde in aller Regel nicht einmal in der Geburtsurkunde festgehalten. Uneheliche Kinder konnten nicht den Adelstitel ihrer Eltern führen, auch wenn beide Eltern adelig waren.
3. Bei Johan Andreas Gottlieb wurde anders verfahren
Da unsere Urururgroßmutter am Hof lebte und dort bekannt war, konnte sie ihr uneheliches Kind nicht in Berlin zur Welt bringen, um ihren Mann, den Stallmeister des Königs, nicht vor aller Öffentlichkeit zu kompromittieren. Deshalb ging sie, vermutlich rechtzeitig, nach Luckenwalde und brachte dort ihren unehelichen Sohn zur Welt. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf die gesellschaftliche Stellung ihres Mannes gab sie für die Geburtsurkunde nicht ihren Ehenamen von Kyckpusch sondern ihren Mädchennamen von Stein an. Offensichtlich, weil der Vater sich zu seinem Sohn bekennen wollte, wurde sein Name als Erzeuger (a patre v. Meseberg) in die Geburtsurkunde aufgenommen. Gottlieb konnte aus genann¬ten Gründen nicht mit der Mutter nach Berlin zurückkehren und von ihr erzogen werden. Da auch der Vater dies nicht tat, muss er in die Obhut Dritter gegeben und erzogen worden sein. Seine Ausbildung und sein Medizinstudium müssen finanziert worden sein. Der Vater fiel zwar schon ein Jahr nach seiner Geburt. Es ist aber denkbar, dass er Vorsorge getroffen hat, da er sich über die Gefährlichkeit seines Berufs sicher im klaren war. Dass die Mutter ihn unterstützt bat, erscheint weniger wahrscheinlich.
Die Mutter hat Zeit ihres Lebens den Namen des Vaters nicht preisgegeben. Als sie dies auf dem Sterbebett tun wollte, trat der Tod vorher ein.
4. Ausschlussverfahren
Welche von Mesebergs lebten zur Zeit der Geburt von Johan Andreas Gottlieb am 18. Juni 1769 im Königreich Preußen und wer von ihnen kommt als Vater in Frage?
- Gerhard Johann von Meseberg, genaues Geburts- und Sterbedatum nicht bekannt, Forstmeister in Königslutter, hatte keine Verbindung zum preußischen Hof. Die Entfernung von Königslutter nach Berlin ist zu groß, um dort ein Verhältnis zu pflegen. Reisegeschwindigkeit pro Stunde im Dauerritt zu Pferd. maximal 15 Kilometer.
- Samuel Christoph von Meseberg geboren am 06.April 1704, Oberst und Kommandeur des 3. Preußischen Garde Bataillons, Träger des „Pour le Merite“, hätte die nötige Nähe zum Hof, ist aber schon 65 Jahre alt (Gottliebs Mutter war bei der Geburt knapp über 30 Jahre) und wohl noch zeugungsfähig. Da er aber bereits 1756 wegen Krankheit pensioniert wurde und danach als kranker Mann in Meseberg/Altmark ca. 160km vom Hof in Berlin entfernt lebte, kommt er als Vater von Gottlieb nicht in Frage.
- Christan Adolph von Meseberg, geboren 1744, Oberst und Kommandeur des Husarenregiments Nr.10 von Dolki, ebenfalls Träger des „Pour le Merite“, war zwar 1768 im sehr guten Zeugungsalter von 25 Jahren und hatte die nötige Nähe zum Hof, scheidet aber als Vater mit Sicherheit aus, weil er erst im Jahr 1795 von König Friedrich Willheim II nachgeadelt wurde und deshalb 1769 in der Geburtsurkunde nicht als a patre v. Meseberg angegeben werden konnte.
- Christoph Adolph von Meseberg, geboren 1733, königlich preußischer Major, dadurch nah bei Hofe, 1768 im sehr guten Zeugungsalter von 35 Jahren und damit fast gleichaltrig mit Gottliebs Mutter, kommt als Einziger für die Vaterschaft in Frage. Er hatte nur zwei Töchter. Mit Gottliebs Geburt hatte er einen männlichen, wenn auch keinen adeligen Nachfolger. Deshalb gab er ihm seinen Namen und nicht den der Mutter.
Ein weiteres ganz starkes Indiz ist der zweite Vorname Andreas für seinen unehelichen Sohn. In der vollständigen Geschichte derer von Meseberg bis ins frühe Mittelalter taucht der Vorname Andreas nur ein einziges Mal auf: der Vater von Christoph Adolph, Erdmann Andreas von Meseberg, trägt ihn. Also ist davon auszugeben, dass der Vater seinem unehelichen Sohn den Vornamen, wie in jener Zeit weitgehend üblich, seines Vaters gegeben und sich damit einmal mehr zu seiner Vaterschaft bekannt hat.
Christoph Adolph war ferner bekannt, dass auch sein Onkel Samuel Christoph keine männlichen Erben hatte und daher seinen Namen nicht weitervererben konnte. Ein weiterer gewichtiger Grund, seinem Spurius seinen Namen zu geben.
Christoph Adolph und unsere Urururgroßmutter wussten beide, dass der Adelstitel einem unehelichen Kind nicht weitergegeben werden konnte. Dass dem Sohn nicht, wie sonst üblich, der Name der Mutter, sondern der des Vaters gegeben wurde und sie darin einwilligte, zeigt, dass der Vater aufgrund seiner familiären und verwandtschaftlichen (Gesamtsituation ein zwingendes Interesse an der Weitergabe seines Namens hatte.
Nicht unberücksichtigt dürfen schließlich das Alter und die persönliche Situation von Christoph Adolph und Sophie Charlotte bleiben. Sie ist knapp über 30 Jahre alt und ist damit im besten Frauenalter. Sie war elf Jahre vorher auf Befehl des Friedrichs des Großen zwangsverheiratet worden. Es liegt nahe, dass ihre Ehe nicht glücklich war, sonst hätte sie nicht elf Jahre später einen Geliebten gehabt.
Er ist 34 Jahre alt und schon für die damalige Zeit recht früh Major. Er war verheiratet mit einer Frau, die ihm bisher zwei Töchter geschenkt hatte, durch die er seinen Namen nicht weitergeben konnte. Da auch sein älterer Onkel Samuel Christoph mit seinen beiden Töchtern in der gleichen Situation und zudem krank war, war Christoph Adolph der Letzte des Osterburger Zweiges, der den Namen über einen Sohn weitergeben konnte. Vernunftsehen, um die Nachkommenschaft und den Namen zu sichern, wurden in damaliger Zeit oft zwischen Partnern geschlossen, bei denen der Altersunterschied 30 und mehr Jahre betrug. Bei einer freiwilligen Liebesbeziehung muss man davon ausgehen, dass sich die Partner in Alter und Lebenssituation entsprechen. Diese Konstellation ist bei Christoph Adolph und Sophie Charlotte ideal, was einmal mehr für ihre Partnerschaft spricht.
Nach dem Vergleich der möglichen Väter, der Bewertung ihrer Lebensumstände und Lebenssituation, der Lebenssituation der Mutter und der besonderen Umstände bei der Geburt von Gottlieb muss ohne jeden Zweifel von einer Vaterschaft Christoph Adolphs von Meseberg ausgegangen werden.
Bis zu einem durch Dokumente oder einen DNA-Abgleich belegten Beweis einer Fehl-Interpretation wird für meinen Zweig der Familie an der Vaterschaft von Christoph Adolph als gegeben festgehalten.
Uwe Meseberg aus Süstedt bei Bremen forscht zusammen mit seiner Frau Anna-Leena schon seit mehr als dreißig Jahren in der Meseberger Familiengeschichte und besitzt Kenntnisse und Unterlagen wie kein Zweiter. Er war es, der das Ausschlussverfahren anregte und die geschichtlichen Unterlagen dafür zur Verfügung stellte, so dass getrennt ausgewertet werden konnte. Beide Verfahren führten zu demselben deckungsgleichen Ergebnis. Für die freundschaftliche und kompetente Unterstützung meinen herzlichen Dank!
Wie nach Durchführung dieser beiden Ausschlussverfahren bekannt wurde, steht in einem handschriftlichen Stammbaum meines Großonkels Vinzenz Meseberg Christoph Adolph als Vater.
gezeichnet für den Inhalt: Utz Meseberg im Juni 2008
Bürgerlicher Teil (Linie Utz Meseberg)
Die Namen der männlichen Ahnenfolge haben wir in Teil 2 und 3 für die Ahnenkette der Linie Utz Meseberg blau unterlegt; im nachfolgend aufgeführten Stammbaum werden aus Gründen des Datenschutzes wie beim Harzer Zweig (Stammfolge in Teil 2 und 3 rot unterlegt) nur die Vornamen genannt.
1. Geburtsurkunde von Johann Andreas Gottlieb von Meseberg
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2. Bekenntniserklärung
Klick auf Bild für Vergrößerung
Stammbaum bürgerlicher Zweig der Osterburger
Vollständige, mesebergsche Ahnenkette im männlichen Stamm bis heute |
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Nachweis |
von Meseberg |
Lebensjahre |
davor wie in Teil 4 A |
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Litheratur Codex Brandenburgensis |
David |
1571 - 1608 |
Literatur |
Henning Daniel |
1669 |
Kirchenbucheintrag |
Samuel David |
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Kirchenbucheintrag |
David Christoph |
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Kirchenbucheintrag |
Erdmann Andreas |
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Kirchenbucheintrag |
Christoph Adolf |
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Christoph Adolf wird von Utz Meseberg als Vater von Johann Andreas Gottlieb ohne dokumentarischen Beweis angenommen |
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Meseberg |
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Geburtsurkunde |
Johann Andreas Gottlieb |
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Geburtsurkunde |
Ludwig Vinzenz |
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Geburtsurkunde |
Clemens |
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Geburtsurkunde |
Gerhard |
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Geburtsurkunde |
Utz |
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Geburtsurkunde |
Fabian |
Inzwischen wurde uns eine Offiziersliste vorgelegt, die für das Jahr 1760 neben dem vorgenannten Christoph Adolf von Meseberg einen weiteren Namensträger von Meseberg nachweist und damit auch eine andere Theorie zur Vaterschaft des Johann Andreas Gottlieb zuläßt (siehe unseren Beitrag "Der Erbe" in der Rubrik Prosa), die durch eine schriftliche Willenserklärung des Gerhard Johann von Meseberg vor einem Berliner Advokaten bezüglich seiner Erben sowie eines schriftlichen Hinweises des Staatsarchives in Rudolstadt erhärtet wird. Danach kommen als Kandidaten für die Vaterschaft mindestens zwei Personen in Betracht. Es bleibt also weiter die vorrangige Aufgabe bestehen, die Geburtsurkunde von Johann Andreas Gottlieb aufzufinden (vermutlich in Reesen, Burg oder Trettin). Durch diese neuen Erkenntnisse vertreten wir nicht mehr unsere ursprüngliche Theorie zur Vaterschaft.
Uwe Meseberg im Oktober 2008
Wappen von Utz Meseberg
Entwurf der Druckvorlage des Wappens
Meseberg aus Trettin
(Ältester bekannter Vorfahr im Namensstamm: Henning von Meseberg, urkundlich belegt 1334, Ahn des Heinrich von Meseberg, * ... 1450, t ... 1530)
Innerhalb eines silbernen Schildbordes in Blau eine schräggelegte, oben mit Haken versehene silberne Leiter (Sturmleiter). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken vier, mit je zwei silbern-blau gespaltenen Federn besteckte silberne Kugeln nebeneinander.
Neu angenommen in Anlehnung an das seit 1571 nachweisbare Adelswappen von Meseberg im Juni 2008 vom Antragsteller Utz Meseberg, Oberstleutnant a. D. in Neuwied. mit Führungsberechtigung für sich und seine Nachkommen im Namensstamm, soweit und solange sie noch den Familiennamen des Wappenstifters führen.
Zeichnung: Martin Löwen-Mörsdorf
Eingetragen am 26. Januar 2009 unter Nr. 11215/09
Eine Nachprüfung im 1. Quartal 2011 ergab, dass teilweise die Darstellung im Vorwort zum Ausschlussverfahren bezüglich des königlichen Stallmeisters falsch ist. Sie ist vom Verfasser zu korrigieren.
Uwe Meseberg
Stand August 2011
Ausführliche Darstellung des Stammbaumes als PDF ==>
Nach hier vorliegenden div. Hinweisen ergibt sich die Abstammung von Johann Andreas Gottlieb Meseberg mit großer Wahrscheinlichkeit gemäß vorstehenden Handvermerk. Es bleibt Aufgabe der Linie Utz Meseberg, hier die Nachweise aufzufinden.
Wappen des Wilhelm Johann von Meseberg (Nachlass aus dem Silberschatz)
Uwe Meseberg, im April 2013